Wird die Binnenschifffahrt bald grüner?
DNHK-Mitglied NPRC gehört nicht nur zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen der Niederlande – Europas größte Binnenschifffahrts-Genossenschaft untersucht gerade auch, ob Güter bald emissionsfrei über Flüsse und Kanäle transportiert werden können.
Salz, Futtermittel, Stahl, aber auch große Einzelteile von Windkraftanlagen – all diese wichtigen Waren bringt die Nederlandse Particuliere Rijnvaart-Centrale Coöperatie, kurz: NPRC, zu Kunden in ganz Europa. Jährlich sind es etwa 14 Millionen Tonnen Fracht, die der größte niederländische Wassertransport-Anbieter bewegt. Die meisten zurzeit noch mit Gasöl als Kraftstoff. Doch das soll sich ändern.
„Wir transportieren nicht einfach nur Fracht“, sagt NPRC-CEO Stefan Meeusen. „Wir analysieren und optimalisieren die ganze Lieferkette vom Hafen bis zur Fabrik.“ Ein Schwerpunkt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sei dabei die Effizienz. „Zusätzlich richten wir uns auf die Technik“, betont Meeusen und verweist darauf, dass bereits mehrere Schiffe mit Katalysatoren und Rußfiltern ausgestattet wurden.
Darüber hinaus arbeitet die Genossenschaft, die auch Büros in Mannheim und Duisburg unterhält, gerade an einer Machbarkeitsstudie. Ziel ist der Bau eines Binnenschiffs, das zu 100 Prozent mit grünem Wasserstoff betrieben werden kann. „Der erste Schritt in Richtung Null-Emission“, so Meeusen.
Das Projekt ist Teil des „Green Deal“ der niederländischen Infrastrukturministerin Cora van Nieuwenhuizen, die damit den Transport auf dem Wasser emissionsfrei wie möglich gestalten will. NPRC arbeitet dabei auf Transporteursseite mit ihrem Mitglied Lenten Scheepvaart und auf Kundenseite mit Nouryon Nederland zusammen.
Der Chemiekonzern produziert den benötigten Wasserstoff unter Verwendung von nachhaltig generiertem Strom. Lenten Scheepvart ist bereit, dafür ein neues Schiff bauen zu lassen. Die „Antonie“ soll in wenigen Jahren Salz aus der Fabrik von Nouryon in Delfzijl nach Rotterdam transportieren. „Die Technologie ist vorhanden und im Dreier-Verbund können wir mit diesem Pilotprojekt zeigen, dass man den Transport über Wasser nachhaltig gestalten kann“, erklärt Geschäftsführer Meeusen.
Das Wasserstoffschiff, das in der maritimen Welt einen enormen Durchbruch in der Energiewende darstellen würde, ist nicht das einzige Nachhaltigkeits-Projekt der Genossenschaft und ihrer 120 Mitglieder. NPRC testet auch Alternativen wie Bio-Kraftstoffe, saubere Verbrennungsmotoren und die Elektrifizierung von Schiffen.
Text: Katrin Brodherr
Foto: NPRC