Warum Personalsuche gerade jetzt Sinn macht
Viele Unternehmen sind verunsichert: Sollen sie Stellen momentan überhaupt ausschreiben? Lohnt es sich in Corona-Zeiten in Recruiting zu investieren? „Ganz klar ja“, sagt DNHK-Personalberaterin Katharina Donkers. „Wer in der Krise antizyklisch denkt und handelt, hat beim Neustart die Nase vorn.“ Warum das so ist und wie Sie am besten vorgehen, erfahren Sie in unserem Interview.
Frau Donkers, in der Corona-Pandemie geht es für viele Unternehmen um die Existenz. Sie überlegen sich, wie es weitergeht und sie ihre Mitarbeiter halten können. Ist es nicht verständlich, dass Personalsuche im Moment kein Topthema ist?
Verständlich schon, aber falsch. Das hat die Finanzkrise 2008 gezeigt. Viele Unternehmen haben damals Anwerbe-Bemühungen gestoppt und auch ihr Employer Branding aus Kostengründen ausgesetzt. Das hat ihre Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber negativ beeinflusst. Unternehmen, deren Personalabteilungen in der Krise proaktiv handelten und investierten, konnten dagegen den guten Kontakt zur Zielgruppe halten. Als die Konjunktur wieder anzog, hatten diese Firmen einen klaren Wettbewerbsvorteil auf dem Personalmarkt.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Die Lufthansa ist ein gutes Vorbild. In der Finanzkrise hat die deutsche Fluggesellschaft festgestellt, dass der Bewerbungseingang aufgrund der Konjunkturlage zurückging. Daraufhin hat das Unternehmen eine Employer Branding Strategie aufgestellt und dazu auch die Mitarbeiter befragt. Anschließend ging es unter dem Slogan „Be Lufthansa“ aktiv auf Personalsuche – trotz Krise. Das Ergebnis: mehr Präsenz, eine bessere Durchsetzung am Bewerbermarkt und Mitarbeiter, die sich mehr mit der Airline identifizierten. Eine Win-win-Situation.
Nun ist die Lufthansa ein Konzern. Ist Personalsuche in der Krise nur etwas für große Player?
Bei der grenzüberschreitenden Stellensuche geben große Namen den Kandidaten tatsächlich das Gefühl von mehr Sicherheit. Genau deshalb sollten kleine und mittelständische Unternehmen dafür sorgen, dass sie kontinuierlich in Human Resources investieren, dort tätig sind und so das Vertrauen der Bewerber gewinnen. Wer sich in der Corona-Krise zurückzieht, verliert dieses Vertrauen und hat beim Neustart schlechtere Karten als proaktive Konkurrenten.
Wird meine Stellenanzeige zurzeit denn überhaupt wahrgenommen?
Selbstverständlich, es lohnt sich aktuell besonders gegen den Trend vorzugehen. Wenn weniger Angebote in den Stellenbörsen stehen, erreicht man automatisch eine höhere Sichtbarkeit. Und das ist gerade jetzt nützlich: Viele Arbeitnehmer nutzen die Krise, um zu reflektieren und sich neu zu orientieren, manche müssen es sogar. Außerdem setzt man ein wichtiges Zeichen für alle Kandidaten, die schon vor der Krise einen Stellenwechsel im Sinn hatten und ihre Suche zurzeit zurückstellen – in dem Glauben, dass Unternehmen sich momentan nicht mit Einstellungen beschäftigen.
Allerdings befinden wir uns noch im „intelligenten Lockdown“. Wie sollte ich also meinen Recruiting-Prozess gestalten?
Digital oder telefonisch lassen sich erste Kennenlern-Gespräche gut abwickeln. In den Niederlanden sind Kandidaten dafür sehr offen. Das Gute ist, Sie kommen bereits in Kontakt und binden Talente an Ihr Unternehmen. Wichtig ist, dass Sie offen kommunizieren. Erklären Sie den Kandidaten, wie der Prozess konkret ablaufen wird, etwa, dass Vertragsverhandlungen erst nach dem Lockdown in einem persönlichen Treffen geführt werden. Bewerber haben durchaus Verständnis dafür. Nutzen Sie die Zeit bis dahin zum Beispiel für Referenzchecks oder ein Online-Assessment der Persönlichkeit der Interessenten. Passen sie ins Team, zum Unternehmen? Verfügen Sie über Führungsqualitäten? So können Sie nach dem Lockdown direkt durchstarten.
Die DNHK unterstützt Unternehmen vor allem bei der grenzüberschreitenden Personalsuche. Welche Besonderheiten im Nachbarland sollten Unternehmen dabei beachten?
Viele Unternehmen in Deutschland setzen nach wie vor auf den klassischen Prozess Anzeige, Bewerbungseingang, Kandidatengespräche. In den Niederlanden ist es aber viel üblicher, dass Unternehmen von sich aus interessante
Kandidaten ansprechen, zum Beispiel über LinkedIn. Deutsche Unternehmen auf der Suche nach niederländischen Mitarbeitern sollten also unbedingt proaktiv handeln – entweder selbst oder über erfahrene Recruiter wie uns. Und Sie sollten Kandidaten auf Niederländisch ansprechen. Auch hierbei können wir helfen – genauso wie bei Fragen nach üblichen Gehältern, geeigneten Stellenportalen oder auch bei steuerlichen und arbeitsrechtlichen Fragen.
Interview: Katrin Brodherr
Foto: Adobe
Die DNHK Personalberatung unterstützt Sie gerne bei Ihrer Mitarbeitersuche in den Niederlanden. Aktuelle Stellenangebote finden Sie in unserem Deutsch-niederländischen Stellenportal.
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