Von Offline zu Online: Das geht sogar mit Käse
Vor einem Jahr stieg die Käserei Henri Willig in den deutschen Markt ein und eröffnete zwei exklusive „Cheese & More by Henri Willig„-Feinkostläden in bester Lage in Köln und München. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Wiebe Willig, Sohn des Gründers und Mitglied der DNHK, über die Liebe der Deutschen zum niederländischen Käse und über den Trend im Nachbarland, mehr regional einzukaufen.
Herr Willig, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Ihr Unternehmen?
Unsere Geschäfte für hochwertige Käsegeschenke sind besonders auf den Tourismus ausgerichtet. Und Touristen halten sich momentan von den Großstädten fern. Auch viele Delikatessen- und Fachgeschäfte, die unseren Käse vertreiben, sind geschlossen. Der B2B-Verkauf – hauptsächlich an Supermärkte – läuft dagegen gut, obwohl die Preislage angespannt ist.
Welche Erklärung haben Sie dafür?
Da die Gastronomie in den letzten Monaten stillsteht, ist der Absatz von Milchprodukten in diesem Sektor stark zurückgegangen. Die Milch, die normalerweise für Gaststätten bestimmt ist, findet ihren Weg in die bestehenden Supermarkt- und Handelskanäle und belastet somit die Preise zusätzlich. Es wird erwartet, dass die Milchpreise in den kommenden Monaten weiter sinken.
Ist es Zeit für einen anderen Ansatz auf dem Markt?
Sicher, wir beschäftigen uns intensiv mit dem Marketing und den sozialen Medien. Infolgedessen wachsen wir mit unserem Online-Shop sehr schnell. Dank der zusätzlichen Aufmerksamkeit und der „buy local“-Kampagnen erhalten wir jetzt fast fünfmal so viele Bestellungen.
Sehen Sie auch eine Veränderung bei der Nachfrage? Wollen sich die Verbraucher gerade in Zeiten der Corona-Krise gesünder ernähren oder sich zum Beispiel Luxusgüter gönnen?
Vor allem niederländische Verbraucher kaufen derzeit vermehrt regionale Produkte. Unsere Erklärung dafür ist, dass die Menschen ihre lokale Wirtschaft unterstützen möchten. Darauf gehen wir auch mit unseren Social-Media-Kampagnen in den Niederlanden ein. In Deutschland haben wir diesen Trend noch nicht bemerkt, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass wir regional weniger bekannt sind.
Ist niederländischer Käse in Deutschland immer noch beliebt?
Die Nachfrage aus Deutschland ist nach wie vor gut. Insbesondere unsere Bio-Käsesorten, die unter dem Namen Hooidammer in deutschen Feinkostläden verkauft werden, entwickeln sich gut.
Könnten Sie uns vielleicht etwas mehr über die geschmacklichen Vorlieben der Deutschen und Niederländer erzählen?
Wir sehen hier kaum Unterschiede zwischen den Nationalitäten. Was wir bemerken, ist ein Unterschied in der Produktwahrnehmung. Wir Niederländer empfinden niederländischen Käse als ganz alltäglich, aber in anderen Ländern wie Deutschland wird er als etwas ganz Besonderes erlebt.
Die deutschen Geschäfte befinden sich in teuren Toplagen. Wie sehen Sie deren Zukunft im Nachbarland?
Wir gehen davon aus, dass das Coronavirus vorübergehen wird, und erwarten, dass wir innerhalb weniger Jahre wieder zu normalen Verkaufszahlen zurückkehren werden. Dies ermöglicht auch einen weiteren Ausbau unseres Filialnetzwerkes.
Haben Sie Tipps für andere Unternehmer?
Behalten Sie einen kühlen Kopf und ein offenes Herz.
Interview: Anouk Vanwersch
Foto: Henri Willig
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