Die Shared Smart Factory ist die Zukunft
Wie stimuliert man Fortschritt? Eine Frage, auf die viele Staaten Antworten suchen. Die Niederlande setzten auf Fieldlabs, in denen Unternehmer gemeinsam neue Technologien entwickeln. 43 davon gibt es allein im Bereich Industrie 4.0. Darunter ist mit Technologies Added eine der ersten Shared Smart Factories in Europa.
Text: Katrin Brodherr Foto: Adobe
Ein Arbeitstisch mit einem Computer, daneben ein Industrieroboter – mehr scheint auf den ersten Blick nicht nötig, um heute eine intelligente Straßenlaterne, morgen einen E-Scooter und übermorgen ein Recyclingsystem für Brauchwasser herzustellen. „Es geht sogar alles zugleich. Verteilt auf verschiedene Arbeitsplätze natürlich“, sagt Rob Goossens, CEO von Technologies Added.
Das Unternehmen, das im früheren Philips-Werk in Emmen die Industrieproduktion revolutioniert, verfügt über ein vernetztes modulares Fertigungssystem. „Unsere 50 Mitarbeiter sehen die Anleitung für die Herstellung eines Produkts auf ihrem PC und fertigen es dann Hand in Hand mit unseren Industrierobotern“, erklärt Goossens. „Wird ein anderes Produkt bestellt, programmieren sie die Roboter einfach um.“ Statt eines Virtual-Reality -Handschuhs entsteht dann in der rund 40 Kilometer vom niedersächsischen Meppen entfernten Fabrik ein interaktives Fitnessgerät.
20 Firmen sind inzwischen Kunde bei Technologies Added. Sie entwickeln hier Herstellungsverfahren oder lassen ihre Produkte in Emmen fertigen. Die meisten sind Start- oder Scale-ups. Ihr Vorteil: Sie müssen keine eigene Herstellung aufbauen. Wird ein Produkt über ihre Webseite geordert, landet die Bestellung direkt in Emmen und wird von dort an den Auftraggeber versendet. „Unsere Kunden können sich finanziell und personell ganz aufs Marketing konzentrieren“, sagt Rob Goossens. „Das ist für kleine und mittelständische Betriebe wichtig, um wettbewerbsfähig zu sein.“
Der Manager verfügt über umfangreiche Industrieerfahrung unter anderem als Vizepräsident des niederländischen Flugzeugbauers Fokker. Für ihn ist die Shared Smart Factory die Produktionsweise der Zukunft. Dabei konzentriert er sich mit Technologies Added ganz bewusst auf drei Trendsektoren: New Mobility, New Energy und intelligente Produkte für Indoor und Outdoor.
Als Industrie-4.0-Pionier habe sein Unternehmen gerade in diesen Bereichen gute Chancen auf dem europäischen Markt, sagt Rob Goossens. Für einen österreichischen Kunden stellen die Emmener bereits Lastenräder her. Für Deutschland würde der Firmenchef gerne motorisierte Fahrzeuge angehen. „Die deutsche Autoindustrie verändert sich enorm. Dazu gehört auch, dass mehr on demand und damit kurzfristig produziert werden soll. Genau unser Ding.“ Der Manager denkt dabei an Miniautos, mit denen vor allem in Städten kurze Strecken elektrisch bewältigt werden können.
Mit dieser internationalen Ausrichtung liegt Technologies Added ganz auf Linie mit der Fieldlabs- Strategie der Niederlande: Unser Nachbarland will nicht nur die Konkurrenzfähigkeit der eigenen Industrie erhöhen, sondern zugleich auch als Standort für vernetzte Produktion über die Grenze hinaus attraktiv sein. Die erste Shared Smart Factory des Landes wird daher unter anderem vom niederländischen Wirtschaftsministerium gefördert