Schlaue Batteriespeicher
für die Industrie
Text: Ruth van Doornik Foto: Tesvolt
Logistikunternehmen, E-Tankstellen oder gar das Oktoberfest: Sie alle sind Kunden von Tesvolt. Die Gründer helfen Industrie und Gewerbe, Strom effizient zu speichern und teure Lastspitzen zu vermeiden. Das Besondere an den einzigartigen Batteriespeichern? Innovative Technologie macht sie sehr wirtschaftlich.
Rund 1.100 über den Globus verteilte Projekte sind bereits realisiert. Kürzlich erst haben sie in der Lutherstadt Wittenberg Europas erste Gigafactory für Batteriespeichersysteme in Betrieb genommen. Manchmal können es die Tesvolt-Gründer Simon Schandert und Daniel Hannemann selbst nicht fassen, mit welchem Tempo sich ihr Unternehmen seit 2014 entwickelt hat. „Wir sind jedes Jahr um 100 Prozent gewachsen“, erzählt Schandert und in seiner Stimme schwingt ein wenig Ungläubigkeit mit. Ihr Produkt: Intelligente Stromspeicher mit hoher Kapazität, die immer und überall bezahlbare Energie garantieren.
Schon während des Studiums tüftelten die beiden an ihrer Erfindung, mit der sie inzwischen reihenweise Auszeichnungen wie den „Deutschen Gründerpreis“ einheimsen – und natürlich Kunden aus aller Welt überzeugen. Der Baustein zum Erfolg ist dabei die patentierte Technologie zur Batteriesteuerung.
Solarmodul oder Dieselgenerator: Die Speicher können an alle Anlagen angeschlossen werden
„Ein Speicher besteht aus vielen einzelnen Batterien, die unterschiedlich schnell altern“, so Schandert. Normalerweise bestimme die schwächste Batteriezelle die Leistung des gesamten Speichers. „Das ist wie bei einer Taschenlampe. Ist eine ihrer vier Batterien halb leer, scheint sie nur noch schwach“, erklärt der 30-Jährige bildhaft. In herkömmlichen Systemen werden darum die stärkeren Batterien auf ein niedrigeres Niveau gedrosselt. „Dadurch sinkt der Wirkungsgrad und der überschüssige Strom verpufft als Abwärme.“ Genau hier setzt die Erfindung der Schulfreunde an.
„Wir haben ein System entwickelt, in der die stärkeren Zellen die schwächsten maximal unterstützen.“ Der sogenannte Active Battery Optimizer (ABO) optimiert sowohl die Lithium-Ionen-Batterien innerhalb des Batteriemoduls, als auch die einzelnen Module untereinander. Dazu überwacht er Temperatur, Spannung und Ladezustand jeder einzelnen Zelle. „So können wir die maximale Energie herausholen, Verluste reduzieren und die Wirtschaftlichkeit erhöhen.“ Alle Komponenten seien für 30 Jahre Lebensdauer gebaut.
„Angeschlossen werden kann die Technologie an jede Energieerzeugungsanlage – vom Solarmodul über das Windrad bis hin zum Blockheizkraftwerk oder Dieselgenerator“, sagt Schandert. Im Fokus haben die Gründer dabei die Branchen mit dem höchsten Energiebedarf: Industrie und Gewerbe.
Teure Verbrauchsspitzen oder Stromausfälle werden aufgefangen
Die Tesvolt-Speicher helfen dabei, teure Lastspitzen abzupuffern. „So lädt sich beispielsweise der Batteriespeicher einer E-Ladesäule in ruhigen Zeiten mit günstigem Strom auf und gibt die Energie bei Bedarf frei.“ Auch kostspielige Produktionsausfälle durch Unterbrechungen in der Stromversorgung könnten so vermieden werden.
Für Betriebe, die beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben, sind die Tesvolt-Systeme noch aus anderen Gründen interessant. Sie helfen, den Eigenstromverbrauch zu steigern und sich damit unabhängiger zu machen. „Die Einspeisevergütung für Solarstrom sinkt stetig. Statt ihn ins Netz einzuspeisen, lohnt es sich, ihn selbst zu nutzen“, sagt Schandert. Auch wetterbedingte Schwankungen, der Knackpunkt der Erneuerbaren, werden durch die Speicher ausgeglichen. „Wir möchten einen Beitrag zur Energiewende und zur Versorgungssicherheit liefern.“ Die Investition, verspricht der Gründer, rechne sich meist schon nach wenigen Jahren.
Von Australien bis Schweden: Das Interesse an der Technik „Made in Germany“ ist groß
Das Interesse an der CO₂-neutral hergestellten Technik „Made in Germany“ ist groß und die Einsatzgebiete vielfältig: Die Betreiber einer Almhütte in Österreich gehören ebenso zu den Kunden wie die Betreiber einer Wasserstofftankstelle in Schweden oder einer Avocado-Farm in Australien. Sogar auf dem Oktoberfest war Tesvolt bereits im Einsatz. Dort wurden 2018 die Verbrauchsspitzen eines Festzelts mit dem Speicher gekappt – und 15.000 Euro an Stromkosten eingespart.
Auch in den Niederlanden wächst Tesvolt. „Hier geht der Trend ebenfalls eindeutig in Richtung der Erneuerbaren und das Interesse an Speicherlösungen steigt“, so Schandert. Schon jetzt habe man Installateure zertifiziert und erste Projekte realisiert.
Herzenssache sind für den Ingenieur aber noch andere Projekte. „Ich bin ein Fan von Afrika.“ Es mache ihn glücklich, Menschen zu helfen, die bislang keinen Zugang zum Stromnetz hatten. „Bezahlbare, saubere Energie in jeden Winkel der Welt zu bringen – das ist unser Ziel.“
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