Robotik für den Mittelstand? Ja, sicher!
Mit einer simplen Handbewegung einen Roboter programmieren? Wandelbots macht’s möglich. Das Dresdner Start-up hat eine Software entwickelt, die auch Laien das Anlernen der metallenen Helfer ermöglicht. So wird Robotik auch für den Mittelstand attraktiv.
Text: Katrin Brodherr Foto: Wandelbots
Er liegt leicht in der Hand und sieht aus wie ein Akkuschrauber: der TracePen. Mit dem kleinen digitalen Gerät muss man nur einmal an alle vier Ecken eines Werkstücks tippen und schon weiß der Roboter, wo er später die Schrauben setzen soll. Klingt nach Magie. Ist aber ein reales Produkt. „Unsere Software übersetzt die menschliche Bewegung in Programmiercodes“, erklärt Wandelbots-CEO Christian Piechnick. „Das Ergebnis lässt sich anschließend per Mausklick am Computer feintunen, bis in den Submillimeterbereich.“ In wenigen Minuten kann so Jeder einem Roboter die nötigen Produktionsschritte beibringen und ihn ebenso schnell „umschulen“, sobald sich etwas ändert.
Siemens setzt die Technologie schon bei der Produktion individueller Schaltschränke ein. Auch Infineon, Microsoft, BMW und Volkswagen gehören zu den Early Adoptern. Der TracePen, erst seit Oktober 2020 auf dem Markt, wird der Industrierobotik einem enormen Schub geben – darin sind sich die Konzerne einig. Denn jetzt können auch kleine und mittelständische Unternehmen teilhaben.
„Es ist die Programmierung, die den Betrieb eines Roboters teuer macht“, erklärt Christian Piechnick, der Wandelbots 2017 gemeinsam mit fünf anderen Absolventen der TU Dresden gründete. „Dreiviertel der Kosten entfallen darauf.“ Mit dem TracePen ließen sich 90 Prozent davon einsparen. „Das senkt die Hürden, sich mit Robotik und Automatisierung zu beschäftigen, deutlich.“
Auch in den Niederlanden ist das innovative Produkt bereits verfügbar: Mit Gibas gibt es einen ersten Reseller. „Das Nachbarland ist ein sehr interessanter Markt“, sagt Piechnick und verweist auf die bedeutende Rolle der Schifffahrt im Gütertransport. „Häfen wie Rotterdam oder Groningen besitzen ein großes Potenzial für unsere Form der robotergestützten Automatisierung.“
Selbst für Privathaushalte sei die Technologie bahnbrechend, ist sich der Wandelbots-Chef sicher: „In den nächsten 15 Jahren werden Roboter so gebräuchlich sein wie jetzt Smartphones. Und wir ebnen den Weg dazu.
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Wandelbots-CEO Christian Piechnick (Mitte) im Kreis der Gründer.