Nachhaltige Insektenjäger
Sie sind handtellergroß und so effektiv wie Fledermäuse: die Mini-Drohnen des niederländischen Start-ups PATS Indoor Drone Solutions. Ihr Einsatzgebiet? Gewächshäuser. Dort bekämpfen die Flieger Schädlinge – und zwar völlig ohne Gift. Das Interesse der Branche an dem innovativen System ist groß, denn es könnte den Verbrauch von Insektiziden deutlich senken.
Die Motte hat keine Chance. Innerhalb von Sekunden wird sie durch die Propeller der Drohne zerfetzt. Von mehreren Basis-Stationen aus, die mit Stereo-Vision-Kameras ausgestattet sind, gehen die Mikro-Flieger Tag und Nacht auf Jagd. „Wird ein Schädling von der Kamera erkannt, steuert sie die Drohne zu den Koordinaten“, erklärt Co-Gründer Bram Tijmons.
Rund zehn der autonomen Systeme, so die Annahme, sind pro Hektar nötig, damit eine Plage erst gar nicht ausbrechen kann. „Es ist ein Frühwarnsystem, denn die Software liefert auch Daten über die Population.“ Personalintensive Kontrollgänge können so reduziert werden – ebenso der Einsatz von teuren und umstrittenen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Damit treffen die Jungunternehmer aus Delft den Nerv der Zeit. „Die Nachfrage nach Bio-Produkten steigt, während die Vorschriften für Insektizide immer strenger werden“, sagt Bram Tijmons.
Die Tüftler erreichen Anfragen aus aller Welt
Seit Kevin van Hecke und die Brüder Bram und Sjoerd Tijmons die Mikro-Drohnen in Berlin auf der Fruit Logistica, der bedeutendsten Messe für den Frucht- und Gemüsehandel, sowie auf der Hannover Messe vorgestellt haben, erreichen sie Anfragen aus aller Welt. Insbesondere die Gartenbaubranche aus Deutschland und den Niederlanden hat Interesse an den Insektenjägern.
Die Idee hatten Aeronautik-Ingenieur Sjoerd und Software-Entwickler Kevin im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht – als sie von Mücken gequält wurden. Mit ihrem Hintergrund als Drohnenforscher an der Technischen Universität Delft bringen sie das nötige Know-how mit. Seit Anfang 2018 tüfteln sie an der Drohne und der Kamerasoftware, die den Flieger lenkt.
Noch wird das System in einem Gerbera-Gewächshaus an der Türkischen Motte getestet. Diese nachtaktive Art kann im Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenbau vorkommen. „Bevor die Motten hunderte Eier legen, werden sie durch die Drohne eliminiert“, sagt Bram Tijmons. So wird der Schaden begrenzt. Ende des Jahres kommt der erste Prototyp auf den Markt. Indessen forscht das Trio weiter. Künftig werden weitere Insekten ins Visier genommen. Und irgendwann sollen ihre Drohnen durch die gläserne Decke gehen – und auch auf offenem Feld jagen.
Autor: Ruth van Doornik
Foto: PATS Indoor Drone Solutions