Karriere durch Kontakte: Richtig Netzwerken als Berufseinsteiger
Nach über zwei Jahren der Kontaktbeschränkungen und Online-Meetings, fällt das persönliche Networking schwer. Vor allem BerufseinsteigerInnen, die frisch von der Universität kommen, tun sich mit der erfolgreichen Selbstvermarktung auf Netzwerk-Events und dem Knüpfen beruflicher Kontakte schwer. Dabei ist ein Karrierenetzwerk aus Personalern, ehrgeizigen Start-up Gründern oder förderwilligen Managern in der heutigen Zeit wichtiger denn je.
Laut einer Studie der EU-Kommission finden mittlerweile ein Drittel der europäischen Arbeitnehmer zwischen 16 und 29 Jahren ihre Jobs durch persönliche Kontakte – Vitamin B ist das Stichwort. Hochschulabsolventen, die bereits über gute Beziehungen in die Arbeitswelt verfügen, haben also einen immensen Startvorteil bei der Jobsuche. Doch wo lernen Studierende die richtigen Personen kennen? Was sollte man beim Netzwerken beachten? Und wie können Kontakte langfristig gepflegt werden? All das sind Fragen, die sich auch unsere DNHK-Praktikanten stellen. Niemand kann darauf bessere Antworten geben als die deutsch-niederländische Selbstmarketing- und Networking-Expertin Anouk Ellen Susan, die 20 Jahre lang als Führungskraft im internationalen Marketing gearbeitet hat. Im Gespräch mit unseren Praktikanten hat sie ihre Tipps für Studierende und Young Professionals verraten.
Frau Susan, wie kann ich mir schon während des Studiums ein Karrierenetzwerk aufbauen?
Networking-Expertin Anouk Ellen Susan
Schaue, dass Du schon früh Praktika absolvierst und somit erste Praxisluft schnupperst. Dadurch kannst Du interessante Leute kennenlernen und erste Kontakte in Deiner zukünftigen Branche knüpfen. Gehe auf Netzwerkveranstaltungen, schließe Dich interessanten Netzwerken an, ob themenbezogene oder regionale/lokale Netzwerke, und tausche Dich mit anderen aus. All das kann Dir bei Deinem späteren Karriereweg behilflich sein! Auch wenn Du anfangs nicht sicher bist, ob dir ein bestimmter Kontakt etwas ,bringt‘. Es kann genau diese eine Person sein, die Dir in Zukunft helfen wird, Dir einen Job empfiehlt oder Dich in seinem Netzwerk bekannt macht. Mein Tipp ist daher: Früh übt sich!
Gerade als BerufseinsteigerIn ist man häufig etwas schüchtern. Wie gelingt auf Netzwerk-Events der richtige Gesprächseinstieg?
Wenn Du etwas schüchtern bist, stelle einfach Fragen. Oft ist das sowieso die viel bessere Alternative als einfach draufloszureden. Denn nur derjenige, der Fragen stellt, geht mit neuem Wissen und neuer Inspiration aus so einem Netzwerktreffen wieder raus. Überlege Dir vorab vielleicht zwei, drei Fragen, so etwas wie: Sind Sie heute auch zum ersten Mal hier? Was machen Sie beruflich? Kommen Sie auch aus dieser Stadt? Es muss nichts Außergewöhnliches sein. Schon mit ganz einfachen Fragen kann man gut ins Gespräch kommen. Bereite Dich außerdem gut auf das Event vor. Lege Dir eine kurze Vorstellung zu Deiner Person zurecht und übe diese auch ein paar Mal laut vor dem Spiegel, sodass es überzeugend und selbstbewusst klingt.
Welche No-Gos sollte man unbedingt vermeiden?
Meine fünf No-Gos bei einem Networking-Gespräch sind:
- Desinteresse am Gegenüber und sich bereits während des Gesprächs nach einem noch besseren oder interessanteren Gesprächspartner umschauen
- Zu verkrampft und verschlossen zu sein
- Dem Gegenüber nicht zuhören und nur von sich selbst zu erzählen
- Sich zu verstellen bzw. nicht authentisch sein
- Ein Verkaufsgespräch zu führen
Wie unterscheiden sich Deutsche und Niederländer beim Networking?
Ich möchte nicht in Stereotypen verfallen, es kommt selbstverständlich immer auf den Charakter des Gegenübers an. Und dennoch glaube ich, dass wir „LEKKER anders“ sind, so auch beim Netzwerken. Hier sind vier vermeintliche Unterschiede, aber natürlich gibt es noch viele mehr:
NiederländerInnen haben das Netzwerken oft in ihrer DNA, das geht wie von selbst. Sie sind sehr locker und kommen immer und überall mit ihrem Gegenüber ins Gespräch. Für Deutsche muss das Netzwerken auf dem Programm stehen, ansonsten gehen sie nach dem Event direkt nach Hause. Da ermutige ich die Deutschen, die Lust auf das Netzwerken, die Lockerheit und Offenheit noch etwas mehr aus sich herauskitzeln.
Deutsche gehen oft gut vorbereitet auf Netzwerktreffen, sind sehr zielgerichtet und versuchen dadurch eine Vertrauensbasis zu schaffen. Denn Sicherheit und Vertrauen ist ihnen wichtig. Im Hinblick auf die Verbindlichkeit solcher Treffen dürfen sich die NiederländerInnen gerne etwas von den Deutschen abschauen. Es ist nicht immer nur ein ‚gezellig clubje, gezellige Abend oder gezellig Gespräch‘ und dabei bleibt es dann. Netzwerktreffen verdienen ruhig etwas Tiefgang und auch ein Feedback im Nachgang.
NiederländerInnen sind schneller beim ,Du‘ als Deutsche. Lass Dich als Deutsche(r) von dem, ,Du‘ nicht abschrecken. Es hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun, sondern mit der Kultur. Andersherum ist das ‚Sie‘ der Deutschen auch nicht als Distanz zum Gesprächspartner zu verstehen. Es ist einfach Teil der deutschen Kommunikationskultur.
Deutsche empfinden NiederländerInnen manchmal als zu direkt und NiederländerInnen die Deutschen als zu unflexibel beim Netzwerken, der Kommunikation und der Zusammenarbeit.
Wie geht es nach dem ersten Kennenlernen weiter?
Heutzutage empfiehlt es sich, den Kontakt via LinkedIn (oder Xing) weiter auszubauen und zu pflegen. So kann man die berufliche Laufbahn des anderen verfolgen, digital in Kontakt und im Austausch zu bleiben. Das muss natürlich nicht täglich oder wöchentlich sein, aber man sollte immer mal wieder von sich hören lassen. Sei es mit interessanten Neuigkeiten, einem Kommentar oder einem Like. Manchmal nehme ich auch einfach das Telefon in die Hand und rufe an, selbst wenn es keinen konkreten Anlass gibt. Beziehungen zu pflegen ist ein Langstreckenlauf und kein Sprint. Es geht nicht bloß um die Anzahl der Kontakte, die man hat, sondern auch um die Qualität der Beziehung. Daher: Netzwerken lohnten sich, immer! Mein Motto ist der südafrikanische Spruch „Alleine bist Du schneller, gemeinsam kommst Du weiter!“
Jetzt anmelden: Young Professionals Netzwerk-Crashkurs in Duisburg
Noch mehr Tipps und Tricks für das erfolgreiche Netzwerken im deutsch-niederländischen Umfeld verrät Anouk Ellen Susan bei unserem „Netzwerk Crashkurs“ für Young Professionals am 12. Mai in Duisburg. Die Networking-Expertin bringt den jungen Talenten bei, wie sie bei Events mit großen Spielern ins Gespräch kommen und welche Fettnäpfchen es beim Netzwerken mit Deutschen bzw. Niederländern zu vermeiden gilt. Im Anschluss können die TeilnehmerInnen das zuvor gelernt in ungezwungener Atmosphäre anwenden und ihr Netzwerk durch andere BerufseinsteigerInnen erweitern. Weitere Informationen und das Anmeldeformular findest Du auf der DNHK-Webseite
Text: Laura Busse
Fotos: DNHK, Anouk Ellen Susan, Austin Distel