„Gutes Design ist entscheidend für die Akzeptanz technische Entwicklungen“
„Design ist ein Beruf ohne Feierabend. Eine gute Idee kann zu jeder Tageszeit kommen“, sagt BMW Group Chefdesigner Adrian van Hooydonk. Mit seinem Team von 700 Mitarbeitern ist er für den Look der künftigen BMW, BMW Motorräder, Rolls-Royces und MINIs verantwortlich. Das erfordert Vision – denn Design ist entscheidend für die Akzeptanz technologischer Entwicklungen. Mit der DNHK sprach er über die Mobilität der Zukunft, sein Faible für Oldtimer und darüber, wer besser fahren kann: Deutsche oder Niederländer?
„Die habe ich auf der Rennstrecke gewonnen“, sagt van Hooydonk, als wir nach den vielen Pokalen fragen, die sich hinter seinem Schreibtisch in München reihen. „Unter anderem mit meinem BMW 2002.“ Obwohl er früher nicht gerne an Autos schraubte, hatte er schon immer eine Vorliebe fürs Autofahren. „Ein Auto ist ein interessantes Objekt, weil es sich aus eigener Kraft bewegt.“ Der Niederländer aus Limburg ist jedoch in erster Linie Formgeber und hat Industriedesign an der Technischen Universität in Delft studiert. Ohne Stift? Verlässt der 55-Jährige nie die das Haus – obwohl er selbst nicht mehr viel hinterm Reißbrett steckt. „Ich entwerfe gerne, aber meine Rolle ist hauptsächlich die des Art Directors.“
Design für neue Technologien
Wie entsteht also das ikonische Design bei BMW? „Ich briefe meine Mitarbeiter ergebnisoffen und bin neugierig darauf, wie sie ein neues Produkt sehen.“ Zusammen mit seinen Design-Managern wählt er die besten Ideen aus, die dann weiter entwickelt werden. Von der Skizze bis zum endgültigen Design dauert es rund ein Jahr. Dabei hat der Entwurf eine weitaus wichtigere Rolle, als die Menschen vermuten. „Ein gutes Design kann für Akzeptanz sorgen und damit auf die Entwicklung beschleunigen. Elektroautos sind ein gutes Beispiel dafür.“
Das Fahrerlebnis unterscheidet sich von dem eines Autos mit Verbrennungsmotor. „Ein E-Auto fährt sich sehr entspannt und ist vor allem für die Stadt ideal. Man ist schnell und komfortabel unterwegs“, ist van Hooydonks Erfahrung. Sein Job gibt ihm die Möglichkeit, jedes Jahr das Auto zu wechseln.
Welches Auto fahren wir 2030?
Gemeinsam mit seinem Team beschäftigt sich der Designer täglich mit der Zukunft. „Die Produkte, an denen wir jetzt arbeiten, kommen 2023 auf den Markt und werden auch 2030 noch auf den Straßen fahren. Wir müssen also ein Design erfinden, das die Menschen in zehn oder zwanzig Jahren noch gut finden.” Natürlich sei es schwierig, die Zukunft vorherzusagen. „Aber eines ist sicher: Wir werden große Veränderungen erleben, vor allem in der Stadt, wo alles elektrisch und völlig emissionsfrei wird.“
Schon jetzt gibt es viele Städte, die die Anzahl der Autos reduzieren wollen. Alternativen wie Carsharing und Mobility-on-Demand boomen. BMW ist auf diesem Markt mit „DriveNow“ präsent. Über das Angebot können Autos per Smartphone für einen bestimmten Zeitraum gebucht werden.
Neue Mobilitätsformen kommen auf
Die Nachfrage danach steigt. In einer Stadt wie Amsterdam zum Beispiel ist das Parken ein großes Problem. „Meiner Meinung nach wird das Auto der Zukunft eine ganzheitliche Lösung bieten, bei der der Fahrer und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Sozusagen eine Verbindung von elektrischem und sicherem autonomen Fahren mit intelligenten Lösungen für den Alltag, wie das automatisierte Parken.“ Diese Vision könnte van Hooydonk zufolge bald Realität werden.
Außerhalb der Städte, so glaubt van Hooydonk, wird sich die individuelle Mobilität weniger schnell verändern: „Es ist schön, ein Auto vor der Haustür zu haben, in das man jederzeit einsteigen kann. Ich denke, dass es dafür immer Bedarf geben wird. Aber die technische Form und das Design werden sich auch hier ändern.”
Fahren Deutsche wirklich besser?
Bei der Frage, ob Deutsche oder Niederländer besser fahren, muss er lachen. Diplomatisch antwortet er: „Die Deutschen denken zwar, dass sie besser fahren können, aber das bedeutet nicht, dass sie es tatsächlich tun. In jedem Fall sind sie an höhere Geschwindigkeiten und längere Strecken gewöhnt.“ Seit Max Verstappen in der Formel 1 erfolgreich sei, hätten die Deutschen aber mehr Respekt vor niederländischen Fahrern. „Er hat gute Arbeit geleistet.“
Adrian van Hooydonk selbst fährt derzeit einen BMW M135i. „Ich liebe Kleinwagen und genieße es, während der Fahrt Musik zu hören oder die Zeit effizient für Telefonate zu nutzen. Natürlich könne es auch nicht schaden, während der Fahrt nichts zu tun. „Wer weiß, vielleicht kommt da eine brillante Idee heraus.”
Text: Hendrike Oosterhof
Foto: BMW
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