„Ein Umfeld kreieren, in dem Mitarbeiter aufblühen“
Die Betriebs-Klimaanlage bei Independer – so könnte man Steve van Driel nennen. Er sorgt bei dem niederländischen Vergleichsportal für eine glücksbasierte Unternehmenskultur. Das zahlt sich aus: Denn Firmen, deren Mitarbeiter pfeifend zu Arbeit kommen, sind Studien zufolge deutlich erfolgreicher.
„Glück? Ist doch Privatsache!“ Diesen Kommentar bekam Steve van Driel oft zu hören, als er von seinem Training zum Arbeitsglück-Manager erzählte. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Der Job nimmt einen Großteil unseres Lebens ein. Wer hier Anerkennung, Spaß und Herausforderung erlebt, ist engagierter und kreativer“, sagt der 32-Jährige. Studien würden zudem zeigen, dass sich Arbeitsglück positiv auf Fehlzeiten auswirkt.
Gemeinsam mit einer Kollegin ist van Driel bei Independer für die Unternehmenskultur und Entwicklung der mehr als 350 Mitarbeiter in Hilversum zuständig. Arbeitsglück wird bei der Vergleichsseite für Versicherungen und Finanzdienstleistungen vom Management nicht nur als nettes, weiches Personalkonzept gesehen. „Für uns ist es ein sehr wichtiges und konkretes Fundament für unsere Unternehmensstrategie“, betont HR-Managerin Marie-Louise Verbeek.
„Wichtig ist eine Kultur, in der auch Fehler gemacht werden dürfen“
„Glück zu schaffen ist schwer für ein Unternehmen“, erklärt van Driel. „Aber sie können ein Umfeld kreieren, in dem die Mitarbeiter aufblühen.“ Klar, dass es dazu mehr braucht als einen Tischkicker oder eine Gehaltserhöhung.
„Wichtig ist eine Kultur des Vertrauens, in der Fehler gemacht werden dürfen“, erklärt Maartje Wolff. Die Mitbegründerin von Happy Office, die van Driel geschult hat, unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung einer glücksbasierten Kultur. Ebenso bedeutend seien Ziele und Werte, mit denen sich die Mitarbeiter identifizieren können.
Haben Manager das Wohlbefinden der Mitarbeiter im Fokus, stimuliert dies potenziell bessere Ergebnisse und Innovation. „Neben vielen anderen Studien belegt eine Untersuchung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Gallup, dass der Profit von Firmen um bis zu 21 Prozent und ihre Produktivität um bis zu 22 Prozent steigt, wenn Mitarbeiter in ihrer Arbeit Erfüllung und Wertschätzung erfahren“, sagt die Trainerin.
Zufriedene Mitarbeiter sind die besten Recruter
Doch wie lässt sich diese Win-win-Situation praktisch umsetzen? Bei Independer stehen die sozialen Beziehungen der Mitarbeiter untereinander, ihre Gesundheit, die Positivität, die persönliche Entwicklung und die Sinnhaftigkeit der Arbeit im Fokus. Für jedes Thema gibt es eigene Initiativen und sogar ein Magazin – mit dem treffenden Titel „Heppie“.
In der hauseigenen Academy lernen Mitarbeiter, wie sie besser mit Stress umgehen oder wie anstelle des Gedankens „Ich kann es nicht“ das Mindset „Ich kann es noch nicht“ tritt. „Darüber hinaus lassen wir alle in unserer Organisation mitdenken und fragen jedes Jahr: Was ist für dein Arbeitsglück wichtig?“, erklärt van Driel
Inzwischen wird der 32-Jährige auch von anderen Unternehmen eingeladen, um über seine Erfahrungen zu sprechen. Das Thema wird von immer mehr Firmen ernst genommen – auch, um im Wettstreit um Fachkräfte ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Denn Fakt ist: Zufriedene Mitarbeiter sind die besten Recruter.
Autor: Ruth van Doornik
Foto: Independer