Ein fliegender Start
Wo immer Menschen hingehen, hinterlassen sie Spuren. Auch im Weltraum. Weltraummüll wird zunehmend zu einem Problem für Organisationen, die Satelliten oder Raketen ins All schicken wollen. Das deutsche Start-up-Unternehmen Vyoma will hier Abhilfe schaffen. Mit ihrer Idee haben sie sogar den deutschen Weconomy-Wettbewerb gewonnen.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Problem des Weltraummülls anzugehen”, sagt Dr. Luisa Buinhas, Mitbegründerin und Chief Program Officer bei Vyoma. „Wir kartieren alle Objekte, die sich in der Erdumlaufbahn befinden, damit Satelliten und Raketen sie beim Start umgehen können. Dies geschieht mit Hilfe von Kameras, die an unseren Satelliten angebracht sind. Die Satelliten verarbeiten die Fotos und senden uns die Daten, die wir brauchen, um uns einen guten Überblick zu verschaffen”, erklärt sie. Die Kameras nehmen mehrere Fotos auf, so dass die Position und Geschwindigkeit der Objekte deutlich werden.
Wachstum durch Networking
Eine innovative Idee, mit der das Startup den Weconomy Wettbewerb gewann. Der Innovationspreis ist eine Initiative von Wissensfabrik, Handelsblatt und UnternehmerTum und soll jungen Unternehmern auf ihrem Weg helfen. „Es ist ein sehr schönes Konzept”, sagt Buinhas. „Wir kamen mit Managern aus der deutschen Industrie in Kontakt und waren dank verschiedener Workshops nicht nur gefordert, unser Produkt zu verbessern, sondern auch unsere Strategie kritisch zu hinterfragen. Außerdem hatten wir so die Möglichkeit, Input von anderen Unternehmen zu bekommen – das war unglaublich wertvoll.” Sie erklärt, dass die Luft- und Raumfahrtindustrie eine Nische ist. „Wenn man Kontakte hat, kann man sein Netzwerk recht schnell erweitern.” Inzwischen haben sie sich an mehreren europäischen Raumfahrtprogrammen beteiligt, beispielsweise an denen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und des Europäischen Programms zur industriellen Verteidigung (EDIDP). „Das gibt uns Sichtbarkeit in der Raumfahrtindustrie”.
Raumfahrt immer häufiger in die Schlagzeilen
Buinhas stellt fest, dass der Weltraum immer mehr Aufmerksamkeit erhält: „Wir haben das Momentum”. Nicht zuletzt dank Unternehmen wie SpaceX und Isar Aerospace gerät die Raumfahrt immer häufiger in die Schlagzeilen, und immer mehr Investoren prüfen, wie sie sich beteiligen können. „Es ist nicht mehr so abstrakt”. Die Kunden des Münchner Startups sind vor allem Unternehmer und Behörden aus ganz Europa. „Wie zum Beispiel das Verteidigungsministerium oder politische Entscheidungsträger, aber auch Versicherungsunternehmen”, erklärt Buinhas, die in den Niederlanden an der Technischen Universität Delft, Luft- und Raumfahrttechnik studiert hat.
Baldiger Abflug
Die ersten Satelliten von Vyoma sollen Ende 2023 gestartet werden. Aber schon jetzt helfen sie Unternehmen, Weltraummüll zu lokalisieren und Kollisionen zu verhindern. „Wir haben bereits Zugriff auf Kameras, die die Erdumlaufbahn von Satelliten vom Boden aus abbilden“, sagt sie. „Damit können wir uns ein gutes Bild verschaffen. Aber die Daten, die wir von den gestarteten Kameras erhalten, sind genauer und können kleinere Objekte beobachten, was uns einen noch besseren Blick auf den Weltraummüll ermöglicht.“ Denn der fliegende Weltraummüll wird noch eine Weile bleiben, aber dank cleveren Initiativen können Raketen und Satelliten sicher ins All fliegen.
Text: Hendrike Oosterhof
Foto: Vyoma