Dutch Design für Deutschland
Niederländisches Interior Design wird in Deutschland sehr geschätzt. Hella Jongerius, Piet Hein Eek, Li Edelkoort sind seit Jahren in allen deutschen Einrichtungsmagazinen vertreten – von Elle Deco bis Schöner Wohnen. Bald werden es sicherlich noch mehr. Die deutsche Wirtschaftsberaterin Stefanie Bertram lebt seit zwanzig Jahren in den Niederlanden und hat es zu ihrer Passion gemacht, Designerinnen und Designer bei ihrer internationalen Geschäftsentwicklung zu unterstützen – auch in Richtung Deutschland.
Frau Bertram, was gefällt uns Deutschen denn so am Dutch Design?
Eine gute Frage: Dutch Design ist ja in den 1990er Jahren in Deutschland immer bekannter geworden. Und seitdem steht es eigentlich für innovative, experimentelle Entwürfe, die eine gewisse Nonchalance und Leichtigkeit ausstrahlen. Denken Sie zum Beispiel an bekannte niederländische Marken wie Mooi, Studio Droog oder Frederik Roijé. Dazu kommt die jahrhundertelange Handwerkstradition in den Niederlanden, die auch die modernen Designer beeinflusst. Ein gutes Beispiel sind das Flechtdesign von Esmé Hofman und die Keramik von Liselore Halink und Sandra van Riet.
Und welche Interior-Produkte sind jenseits der Grenze besonders begehrt?
Das lässt sich nicht so leicht beantworten. Manchmal wissen der Markt und damit die potenziellen Kunden gar nicht, dass ihnen überhaupt ein Produkt „fehlt”. Erst beim Sehen, Berühren, durch Storytelling, Influencer und die lokale Zusammenarbeit mit Partnern werden potentielle Kunden aufmerksam.
Haben Sie ein konkretes Beispiel?
Nehmen Sie Nespresso. Wer hätte gedacht, dass Kaffee in Kapseln verkauft werden könnte, bevor George Clooney mit der Werbung viral ging und eine ganze Industrie sich diesem Trend anschloss.
Gibt es dann auch ganz klare Geschmacksunterschiede?
Nun ja, die Farbe Orange zum Beispiel ist sicherlich in den Niederlanden gängiger, da sie die Farbe des Königshauses ist. Trotzdem kann man nicht sagen: „Alle Niederländer mögen Orange“. Das wäre so als würde man behaupten, dass alle Bayern Lederhosen trügen. Mit anderen Worten: Geschmack ist zu individuell, als dass ich hier eine pauschale Antwort geben könnte.
Wie finden Sie Ihre Klienten denn?
Die meisten Unternehmer, die ich berate, finden mich über Referenzen oder wir treffen uns auf Veranstaltungen. Mein Unternehmen BeKo Consulting ist auf internationalen Plattformen gelistet – auch bei SER Topvrouwen, einer Plattform der niederländischen Regierung, die hochqualifizierten Frauen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen soll. Außerdem werde ich zu Veranstaltungen eingeladen, zum Beispiel zu Themen wie „Frauen in Technologie, Inklusion, Nachhaltigkeit, Diversität“. Hier trifft man auf spannende Unternehmerinnen. Nelleke van der Burg zum Beispiel hat farbenfrohen Kindersocken entworfen, die zu spannenden Geschichten inspirieren. Ich habe Ihr Unternehmen Walkytalkies ein Stück begleitet auf ihrer Entdeckungsreise nach Deutschland. Genauso wie das niederländische Schmucklabel Taboo Sieraden. Designerin Mathilda Wagenaar entwirft Schmuck, der wie sie selbst sagt, “etwas anders” ist.
Und wie können Sie genau helfen?
Ich unterstütze etablierte Unternehmen, aber auch Startups and Scaleups bei ihren internationalen Innovations- und Geschäftsentwicklungsstrategien, bei neuen, digitalen Verdienmodellen und bei der Suche nach Investitionen. Dabei arbeite ich auch mit internationalen Partnern zusammen.
Ein kleiner Tipp zum Schluss: Was ist denn das Wichtigste, um mit Design in Deutschland Erfolg zu haben?
Es gibt kein allgemeingültiges Erfolgsrezept, um einen Markt zu erobern. Für deutsche Kunden ist es jedoch wichtig, dass es eine Service-Infrastruktur gibt, an die man sich bei Fragen wenden kann oder falls mal etwas nicht funktioniert. Es ist wichtig, dass es deutsche Übersetzungen der Website, Werbematerialien und andere Dokumentationen gibt.