„Die Lieferketten halten!“
In der Corona-Pandemie sind Logistik-Unternehmen gerade in vorderster Linie aktiv: Sie halten die Versorgung über die Grenzen hinweg aufrecht. Das gilt auch für DNHK-Mitglied sennder. Julius Köhler, Co-Founder und Managing Director der digitalen Spedition, erzählt uns im Interview mehr über die Lage in Europa, die Stabilität der Lieferketten und die Aussichten für die Zukunft.
Herr Köhler, als Logistik-Anbieter für den Straßenverkehr ist sennder international aktiv. Wie ist gerade die Lage in Europa?
Die Lage ist definitiv angespannt. Es gibt größere Staus an den Grenzen, teilweise melden uns die Fahrer, dass sie bis zu 18 Stunden warten müssen. Da rechnen wir in den kommenden zwei bis vier Wochen mit keinem deutlichen Rückgang. Zwar wird sich die Marktlage etwas normalisieren, da einige Gewerbe ihren Betrieb einstellen wie gerade etwa im Automobilsektor. Aber dafür steigen die Bedarfe in anderen Sektoren. Die Anspannung bleibt also. Übrigens nicht nur an den Grenzen. Auch bei den Kunden dauert es oft länger, da für die Ausladung das Personal fehlt.
Lange Wartezeiten beim Transport auf der einen Seite, Hamsterkäufe auf der anderen: Wie sicher sind die Lieferketten Ihrer Meinung nach?
Hamsterkäufe sehen wir auf allen unseren Märkten. Wir sind aber überzeugt, dass die Lieferketten aufrechterhalten bleiben. Das können wir sagen auf Grundlage der Rückmeldungen unserer Kunden, mit denen wir im direkten Austausch stehen. Auch die Politik sorgt dafür. So wurde gerade erst das Sonntagsfahrverbot in Deutschland aufgehoben, um zu gewährleisten, dass die Versorgung rund um die Uhr erfolgen kann.
Die Logistikbranche meistert gerade große Herausforderungen. Welche Auswirkung hat Corona auf sennder?
Als digitale Spedition sind wir als Unternehmen selbst gut aufgestellt. Wir konnten binnen eines Tages reagieren und unseren rund 260 Mitarbeiter in fünf Ländern die Arbeit von zuhause aus ermöglichen. Wir halten jetzt täglich check-in calls ab, um die Kommunikation intern und extern zum Kunden so reibungslos wie möglich zu gestalten. Was die Marktlage angeht, so hat es natürlich schon einen Effekt auf uns, dass zum Beispiel die Nachfrage von Industriekunden zurückgeht. Aber wir sind bei unserem Kundenportfolio sehr breit aufgestellt und können die freiwerdenden Kapazitäten Unternehmen aus den Bereichen Konsumgüter und Food & Beverage zur Verfügung stellen, die jetzt gerade sehr großen Bedarf haben.
Krise als Chance – ist eine Aussage, die man gerade häufiger hört. Wie stehen Sie dazu?
Meine Ansicht nach ist es aktuell noch zu früh, um definitiv sehen zu können, wie sich die Lage entwickelt und welche Auswirkungen die Pandemie auf volkswirtschaftlicher Ebene haben wird. Aber eine Krise bringt natürlich immer gewisse Chancen und wir sind als Unternehmen in der glücklichen Position, dass der Transportbedarf zurzeit sehr groß ist.
Interview: Katrin Brodherr Foto: sennder
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