Die Chancen der Smart Industrie 4.0
Von den Chancen der Digitalisierung und Automatisierung soll unsere Industrie so viel wie möglich profitieren – das ist das Ziel der niederländischen Regierung. Wenn wir neue Technologien annehmen, bieten sich große Möglichkeiten für das Wachstum und die Entwicklung unserer Unternehmen, die Unterstützung unserer Arbeitskräfte und die Schaffung neuer Stellen. Das alles kommt unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit und damit auch unserer Wirtschaft zugute.
Seit 2014 ist das niederländische Ministerium für Wirtschaft und Klima deshalb Partner des Programms „Smart Industry“. Hier entwickeln Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen, Investmentgesellschaften und Behörden gemeinsam eine moderne Industrie, in der Roboter und IT den Produktionsprozess intelligenter und effizienter machen. Dazu trage ich durch die „Implementierungsagenda Smart Industry 2018-2021“ bei. Eine meiner Prioritäten dabei: dafür zu sorgen, dass kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) schneller und in großem Maßstab mit intelligenter Produktion beginnen können.
Möglichkeiten der Smart Industry
Smart Industry bietet KMU viele noch unausgeschöpfte Möglichkeiten. Aber die Vernetzung der Produktion ist für Unternehmer allein oft nicht stemmbar. Für sie ist die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Verwaltung unverzichtbar. Auf regionaler Ebene entstehen in diesem Dreieck wichtige Kooperationen, zum Beispiel die Smart Industry Fieldlabs, die in den gesamten Niederlanden zu finden sind. Ein Fieldlab ist ein industrielles Testgelände, in dem neue Technologien von KMU in der Praxis angewendet werden. Ein Beispiel: Metallverarbeitungsbetriebe erarbeiten gemeinsam mit der Stadtverwaltung und einer Fachhochschule einen vernetzten Produktionsprozess, testen und implementieren ihn.
Bei Smart Industry geht es vor allem um die Schnittmenge zwischen verschiedenen Technologien, die den Produktionsprozess beeinflussen. Es geht zum Beispiel um die Verbindung zwischen KI und Sensoren, die die Wartung automatisch und vorhersehbar machen, oder um die Sicherung von Robotersystemen durch internetbasierte Schutzprogramme.
Durch das „Smart Industry“-Programm ist in den Niederlanden eine gute Infrastruktur entstanden. Aktuell gibt es 43 Fieldlabs und zusätzlich fünf Industrie-4.0-Zentren, an die sich KMU mit Fragen zur Digitalisierung wenden können. Und wir untersuchen gerade, wie wir den Smart-Industry-Ansatz weiter skalieren können, damit unsere Unternehmen noch mehr von Digitalisierung und Automatisierung profitieren als jetzt schon.
Niederländisch-deutsche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Smart Industry
Die Herausforderungen machen nicht an der Grenze halt – und auch die Chancen sind nicht auf die Niederlande beschränkt! Unsere Unternehmen sind durch Zusammenarbeit, Zulieferung und Auslagerung Teil der internationalen Wertschöpfungsketten. Dies gilt sicher für die engen Kooperationsbeziehungen zu deutschen Unternehmen. Deshalb arbeiten wir im Rahmen des Programms „Smart Industry“ eng mit Deutschland zusammen. Das niederländische Programm und die deutsche „Industriestrategie 2030“ ähneln sich daher in vielerlei Hinsicht. Beide Länder sehen den großen Wert von Forschung und Entwicklung und konzentrieren sich auf praktische Anwendungen.Unsere Länder untersuchen seit 2018, wie sie im Bereich der Smart Industry kooperieren können. Diese Zusammenarbeit wurde im Beisein des niederländischen Königspaares bestätigt. Anfang April 2019 wurde mir die gemeinsame deutsch-niederländische Aktionsagenda vorgestellt. Darin erklären unsere Länder, dass sie unter anderem an Europas bestem und flexibelsten digitalen Produktionsnetzwerk gemeinsam arbeiten werden. Ich freue mich daher auf die Hannover Messe –eine gute Gelegenheit, um ausführlich darüber zu sprechen, wie es um unsere gemeinsame Agenda steht und wie wir unsere Zusammenarbeit weiter gestalten. Gemeinsam können Deutschland und die Niederlande ihre Industrien noch intelligenter machen.
Mona Keijzer ist Staatssekretärin für Wirtschaft und Klima im Kabinett von Ministerpräsident Mark Rutte. Die der CDA angehörende Politikerin ist im niederländischen Wirtschafsministerium unter anderem zuständig für die Topsektoren- und Industriepolitik, Innovation, Telekommunikation, IT und KMU.
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Text: Mona Keijzer.
Foto: Martijn Beekman.