Deutsche Bank glaubt an ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum
Die Deutsche Bank ist seit über 100 Jahren auf dem niederländischen Markt tätig und feiert in diesem Jahr ihre 75-jährige Mitgliedschaft bei der Deutsch-Niederländischen Handelskammer. Mit rund 650 Mitarbeiter aus 40 Nationen verteilt auf die Standorte Amsterdam, Rotterdam und Eindhoven ist die Deutsche Bank die größte ausländische Bank in den Niederlanden. Anlässlich des runden Jubiläums sprachen wir mit Chief Country Officer und DNHK-Vorstandsmitglied Bas Marteijn über den diesjährigen deutsch-niederländischen Handelsrekord, die Nachhaltigkeitsambitionen der Deutschen Bank und seine Message an die Politik.
Herr Marteijn, wie ist es möglich, dass in diesem Jahr, in dem Deutschland und die Niederlande sich von der Corona-Krise erholen, ein deutsch-niederländischer Handelsrekord von 200 Milliarden Euro erwartet wird?
Dafür gibt es zwei Gründe: Mehr physische Handelsströme und ein starker Preisanstieg durch höhere Preise für Energie und Rohstoffe. Nachdem lange Zeit Sparen und Sicherheit oberste Priorität hatten – sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen – wird nun wieder vermehrt investiert und produziert. Trotzdem muss man aber auch feststellen, dass der Handelsrekord nicht überraschend kommt. Er ist Teil eines Positivtrends, welcher seit etwa zehn Jahren erkennbar ist.
Wie bewerten Sie die momentanen wirtschaftlichen Herausforderungen? Sind sie zuversichtlich für die Zukunft?
Die momentane Situation ist wirklich einzigartig. Weltweit starten alle Unternehmen von vorne und durch die stark angestiegene Produktion kommt es zu Spannungen in den globalen Lieferketten, was hohe Energie- oder auch Containerpreise bedingt. Insgesamt bin ich aber sehr zuversichtlich, dass sich die momentanen Probleme von alleine lösen und sich die allgemeine wirtschaftliche Situation wieder entspannt, nachdem die Maschinen wieder zum Laufen gebracht wurden.
Denken Sie, dass Corona Auswirkungen darauf hat, wie wir die Wirtschaft zukünftig organisieren?
Die Pandemie hat der Gesellschaft und Unternehmen gezeigt, dass es auch anders geht. Wir haben gezwungenermaßen unser Handeln reflektiert und überdacht. Ich denke, dass Unternehmen insgesamt risikoscheuer werden und zukünftig versuchen, ihre Abhängigkeiten von globalen Lieferketten so gering wie möglich zu halten.
Hat die Pandemie auch die Deutsche Bank verändert?
Definitiv! Wir haben festgestellt, dass hybrides Arbeiten für uns sehr gut funktioniert und daher beschlossen, dass wir dies auch nach der Pandemie beibehalten wollen. Auch der Digitalisierungstrend hat sich bei der Deutschen Bank während der Krise nochmals beschleunigt. Zudem ist unsere Nachhaltigkeitsagenda stärker in den Fokus gerückt.
Wie genau sieht ihre Nachhaltigkeitsagenda aus?
Die Deutsche Bank hat im Bereich Nachhaltigkeit große Ambitionen. Wir haben eine sogenannte ESG (Environmental, Social and Governance)-Agenda, die wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer und sozialer Verantwortung in Einklang bringen soll. Die Deutsche Bank in Amsterdam ist die einzige Bank in Europa, die Rohstoffe finanziert: neben den traditionellen ist jetzt auch nachhaltige Energie dazugekommen. In den kommenden 24 Monaten investieren wir 200 Milliarden Euro in nachhaltige Energie, um der Energiewende endlich Form zu verleihen. Effizienz ist hierbei besonders wichtig, es sollte gezielt und sinnvoll investiert werden.
Derzeit finden in beiden Ländern Regierungsbildungen statt. Was ist Ihre Message an die neuen Politiker?
Investieren Sie in den Unternehmensstandort Deutschland-Niederlande! Ich bin der Meinung, dass sich die neuen Finanzminister vor allem für die weitere wirtschaftliche Integration zwischen den Niederlanden und Deutschland im Allgemeinen und für Investitionen in die Energiewende, Digitalisierung und Bildung ins Besondere einsetzen sollten. Unternehmensgründungen sollten erleichtert und Start-ups stärker unterstützt werden. Ich möchte, dass sich Politiker immer wieder die Frage stellen: Wie können Unternehmen am besten durch die Politik unterstützt werden? Und dabei sollten sie beachten, dass die deutsch-niederländischen Beziehungen zwar gut laufen, aber das dies keine Selbstverständlichkeit ist. Auch Beziehungen brauchen Pflege, so dass wir 2030 ein Handelsvolumen von 300 Mrd. Euro erreichen werden.