Der digitale Containerdetektiv
Jetzt. Jetzt. Und jetzt wieder. Jede Sekunde verschwinden im weltweiten Handel neun Warenträger: Europaletten, Überseecontainer, Gemüsekisten. Der Schaden geht in die Milliarden. Hersteller aller Branchen sind betroffen genauso wie der Logistiksektor. Das deutsche Unternehmen poolynk schafft mittels Cloud Computing Abhilfe.
Maschinenteile, Computer, Lebensmittel – Waren sind in unserer globalisierten Welt zunehmend auf Reise. Zum Produktionspartner, zum Händler oder zum Endkunden. Mehr als fünf Milliarden Warenträger sind deshalb rund um den Globus im Einsatz. Pro Umlauf gehen fünf Prozent davon verloren. „Über die gesamte Lieferkette entsteht so ein Schaden in zweistelliger Milliardenhöhe“, sagt Stephan Collisi.
Der CEO der poolynk GmbH aus Bad Pyrmont kennt das Problem aus eigner Erfahrung. Fünfzehn Jahre lang war der Bayer für Anbieter von Mehrwegbehältern tätig. Zunächst für Poolbetreiber für die Obst- und Gemüseerzeuger, später für die fleischverarbeitende Industrie. „Wir haben jeden Monat teilweise Warenträger für einen siebenstelligen Betrag verloren“, resümiert Collisi. „Für mich später Motivation genug, eine einfache und effiziente Lösung zu suchen.“
Gemeinsam mit Partnern und Investoren macht er sich 2016 an die Arbeit. Doch zunächst ist das technisch Machbare meist zu aufwendig und teuer. Erst mit der disruptiven Technologie des Cloud Computing lassen sich die Vorstellungen des Gründungsteams endlich realisieren.
Die cloudbasierte Software protokolliert alle Bewegungen der Warenträger
Im März 2017 bringen sie die poolynk-Plattform nebst App auf den Markt. Wie ein digitaler Detektiv protokolliert die cloudbasierte Software alle Bewegungen der Warenträger. Überall auf der Welt. In Echtzeit. Am PC oder mobil abrufbar. Und vor allem: herstellerübergreifend für jeden Warenträger tauglich und mit jedem Warenmanagementsystem kompatibel.
„Mit unserer Lösung kann jedes Unternehmen jederzeit wissen, wo seine Produkte und ihre Warenträger gerade sind“, erklärt Collisi. „Und das ganz ohne teure Technik oder ein neues Computerprogramm, das erst aufwendig im Unternehmen ausgerollt werden muss.“ Mit poolynk werden Zahl und Art der Container, Paletten oder Kisten einfach auf Smart Devices wie Tablet oder Smartphone erfasst, vom Spediteur bestätigt und später vom Kunden am Endbestimmungsort digital quittiert. Eventuelle Schäden können gleich bei der Übergabe per Foto dokumentiert werden.
Der Schaden durch den Verlust von Paletten, Containern und Kisten kann laut Stephan Collisi so um bis zu 50 Prozent reduziert werden. „Für eine kleinere mittelständische Spedition mit einem Fuhrpark von 40-50 LKW lassen sich so rund 50.000 Euro pro Jahr einsparen. Das kann durchaus existenzentscheidend sein.“
Mehr als 100 Unternehmen aus ganz Europa und sogar aus China nutzen Poolynk bereits. Auch große Namen aus dem Mobilitätssektor sind bereits auf das junge Unternehmen aufmerksam geworden. So hat zum Beispiel der niederländische Navigationstechnik-Spezialist Tom Tom die App in seinen Shop aufgenommen genauso wie Rio, das Softwarehaus der Volkswagen-Sparte Truck & Bus. Auch Daimler stellt die App in seinem LKW-Boardcomputer Fleetboard international zur Verfügung. „Wenn Spediteure unsere App im Boardcomputer aktivieren und gleichzeitig mit einem Bluetooth-Datenhandschuh arbeiten, könnten sie Ladung und Warenträger künftig ganz bequem direkt beim Einladen erfassen“, erläutert Collisi.
Für poolynk sind diese Kooperationen mit den Big Playern der Branche wichtig, denn der Software-Dienstleister will international wachsen. Und dabei nehmen die Niedersachsen zurzeit vor allem den Markt der direkten Nachbarn ins Visier. „Als Warendrehscheibe Europas sind die Niederlande für uns natürlich hochinteressant“, sagt Collisi und blickt zuversichtlich nach vorne. „Wir führen bereits intensive Gespräche unter anderem mit großen Poolanbietern für Mehrwegbehälter, aber auch mit bekannten Namen aus der Logistikbranche.“ Die Zeichen stehen also günstig für den Beginn einer neuen deutsch-niederländischen Erfolgs-Partnerschaft.
Text: Katrin Brodherr
Fotos: Pixabay, Poolynk