Darauf fliegen alle ab !
Nervige Fruchtfliegen adieu. Das niederländische Scale-up Fruit Fly Ninja hat eine Falle auf Basis von natürlichen Lockstoffen entwickelt. Mit einem kleinen Fläschchen ist es innerhalb von zwei Jahren Marktführer in den Niederlanden geworden – und setzt jetzt zum Sprung nach Deutschland an.
Die Idee? Kam dem gelernten Miko- und Nanotechniker Ferdinand van der Neut eher durch Zufall. „Eine schwere Knieverletzung zwang ihn im Sommer 2014 in seiner Amsterdamer Wohnung zu bleiben“, erzählt Kollege und Mitinhaber Olav van der Willik. Dort tummelten sich unzählige Fruchtfliegen am Obstkorb. Genervt bestellte sich der 39-Jährige zig Produkte zur Bekämpfung der Fliegen, doch kaum eines war effektiv. Aus Frust beschloss er seine eigene Falle gegen die Plagegeister zu entwickeln. Eine Mischung auf Essigbasis funktionierte.
„Zu diesem Zeitpunkt konnte er sich wohl kaum vorstellen, mit seiner Idee innerhalb von zwei Jahren Marktführer in den Niederlanden zu werden“, sagt van der Willik und lacht.
Knieverletzung als Ursprung der Idee
Was mit einer Verletzung begann, mündete schnell in Erfolg. Van der Neut kündigte seinen Job als Projektmanager im Bereich Elektrotechnik, steckte seine ganze Energie in das Projekt „Fruchtfliegenfalle“ und ließ sich seine Idee patentieren. Das Besondere: Die Flasche besteht aus biologisch abbaubarem und recyceltem Kunststoff. Das System arbeitet mechanisch und ohne schädliche Wirkstoffe. Der Lockstoff bewirkt, dass die Tierchen durch den Trichter einfliegen und nicht herauskommen. Neut stellte das Produkt bei Kickstarter vor und sammelte so sein Startkapital ein.
„Von Fruit Fly Ninja habe ich 2015 in der Zeitung gelesen“, berichtet van der Willik. Ein Jahr später kam es zu einem Treffen mit dem Gründer. Seitdem ist der Rotterdamer Teil des Unternehmens und für die Vermarktung zuständig.
Vom Wohnzimmer in die Supermärkte
Wirklich spannend wurde es für Fruit Fly Ninja, als sich der Supermarkt Coop meldete. Dieser hatte viel Ärger mit Fruchtfliegen an den Saftmaschinen: „Die Kette testete das Produkt und war begeistert.“ Über den internationalen Verpackungslieferanten Bunzl bekam das Unternehmen nicht nur Zugang zu niederländischen Supermärkten, sondern auch zur Gastronomie.
Dann ging alles ganz schnell: Inzwischen ist das innovative Produkt in den Regalen der niederländischen Ketten Jumbo, Albert Heijn, Etos, Plus und Blokker zu finden. „Der Wunsch nach nachhaltigen Produkten bei den Verbrauchern steigt, genauso wie die Temperaturen im Sommer“, freut sich Business-Developer Willik. Ideale Voraussetzungen für den Absatz der Ninja-Fruchtfliegenfallen.
Scale-up nimmt deutschen Markt ins Visier
Mittlerweile ist das Scale-up unter anderem auch in Luxemburg, Belgien und sogar Australien aktiv. Aber warum zieht es die Unternehmer ans andere Ende der Welt? Natürlich der ganzjähriger Absatz: „Wenn es hier Winter ist, ist es in Australien Sommer“, erklärt van der Willik. Damit gibt es keine Einbußen in den kalten Monaten. In Down Under wird das Produkt in der zweitgrößten Baumarktkette des Landes angeboten.
Auch Deutschland hat das Team im Visier. Allerdings ist der Markteintritt laut van der Willik hier schwieriger. Zwar sei der Absatzmarkt groß und es gäbe wenige vergleichbare Produkte, aber deutsche Konsumenten bräuchten länger, um ein neues Produkt anzunehmen. Trotzdem soll auch der deutsche Markt erobert werden. Unterstützung erfahren die Ninjas hierbei insbesondere bei Fragen rund um das Thema Recycling und Verpackungsrecht von der DNHK.
Und natürlich wird weiter geforscht. In Kooperation mit der Universität Wageningen wird versucht, die Nachhaltigkeit und Effektivität der Fruchtfliegenfalle auf andere Bereiche zu übertragen. Das Ninja-Team glaubt daran, dass alle umweltbelastenden Produkte im Bereich der Schädlingsbekämpfung überflüssig gemacht werden können. Der nächste Sommer kann also kommen.
Autor: Justus Hoppmann
Foto: Fruit Fly Ninja